FREUDE SPüREN
Liebe LeserInnen!
Vor nicht allzu langer Zeit ging es mir schlecht, sehr schlecht.
Diese Zeilen hier – in aller Öffentlichkeit – sind für mich eine Art von Selbsttherapie.
Ich habe länger darüber nachgedacht ob ich das hier tun möchte, aber ich denke, offen damit umzugehen macht mich stärker und vielleicht hilft es auch anderen.
Plötzlich war alles anders, diese Erfahrung musste ich 2022 machen.
Wie ein dunkler Schatten, erst noch unbeachtet, später umso mehr erschreckend, schlich sich die Depression in mein Leben und hat den vergangenen Sommer zur dunkelsten Zeit, seit ich denken kann, gemacht.
Ich konnte von einem Moment zum anderen keine Freude mehr spüren. Alles fühlte sich so sinnlos an.
Grübeleien, Ängste, Selbstzweifel, dunkle Gedanken, viele Tränen und eine innerliche Leere waren plötzlich da und wurden dabei zu ständigen Begleitern. Ein Ausweg aus der Aussichtslosigkeit, für mich undenkbar, auch nur ein positiver Gedanke, ganz und gar unmöglich.
Ich konnte nicht mehr arbeiten, an einen normalen Tagesablauf war nicht zu denken.
Ich hatte kaum die Kraft für die banalsten Dinge im Leben, oft schaffte ich es nicht mal aus dem Bett.
Meine Gedankenwelt wurde von Tag zu Tag düsterer und ich möchte nicht darüber nachdenken was mit mir passiert wäre, hätte ich keine Hilfe bekommen und annehmen können.
Ein harter Kampf gegen einen selbst, ein schier unbezwingbarer Gegner. Ein Kampf gegen den unbeschreiblichen Schmerz, gegen die Sinnlosigkeit.
Heute weiß ich, ich war nicht ich selbst. Vielmehr fremdgesteuert, komplett hilflos, schlicht psychisch krank.
Meinen Mann und das Lachen meiner Kinder habe ich nicht mehr bemerkt, ich konnte sie nicht mehr „spüren“, konnte mich nicht mehr um meine Kinder kümmern, wie denn auch, ich konnte mich in dieser Zeit nicht mal um mich selbst kümmern.
Jeder noch so kleine Vorwurf aus meinem Umfeld führte mich unweigerlich von einer dunklen Kammer in eine noch Dunklere. Die Schuldgefühle wogen dabei schwer.
Diese Krankheit kann man nicht sehen. Es gibt keinen Beweis, wenn die Seele leidet.
Ich musste mir so einiges anhören: „Es wird schon wieder, … stell dich nicht so an, … kümmere dich um deine Familie und nicht nur um dich, … reiß dich zusammen, anderen geht es auch schlecht, …“ und einiges mehr.
Das hat weh getan. Sehr weh und hat nicht geholfen, ganz im Gegenteil.
Unverständnis für meine Gefühlslage war und ist immer noch schwer zu verdauen.
Die Nachricht über erneuten Nachwuchs, sollte eigentlich eine sehr schöne Überraschung sein, besonders weil ich mir immer eine große Familie wünschte, aber es kam unvorbereitet. Ich war nicht darauf eingestellt.
Von meinem Mann hörte ich es dann zum ersten Mal. Er vermutete, es könnte eine Schwangerschaftsdepression sein. Und so war es schließlich auch.
Eine gute Freundin hat mir daraufhin eine Spezialistin für solche Fälle empfohlen, welche als Auslöser eine Anpassungsstörung diagnostizierte. Ab diesem Zeitpunkt wurde es zwar nicht unbedingt leichter, doch ich konnte erstmalig wieder etwas einordnen.
Hormone und die über Wochen anhaltende Übelkeit haben mir zudem zugesetzt und die Depression verstärkt.
Ich begriff auch, dass ich nicht nur Probleme mit der neuen Situation hatte, sondern habe auch damit begonnen mich mit meiner Kindheit zu beschäftigen.
All das hat mir geholfen. Doch meine größte Stütze in dieser Zeit waren jene Menschen in meinem Umfeld, die mir Verständnis gezeigt und das Gefühl gegeben haben, eben nicht allein zu sein.
Mittlerweile kann ich wieder lachen und es geht mir gut.
Ich kann die Zeit mit meinen Kindern wieder genießen und meine Arbeit macht mir Spaß.
Die „kleinen Dinge“ haben wieder große Bedeutung.
Aber ich bin auch sehr vorsichtig und höre gut auf die leisen Signale.
Gerade jetzt, am Ende meiner Schwangerschaft, merke ich, dass ich sehr sensibel bin. Bestimmte Situationen werfen mich unvermittelt aus dem Konzept und können zu emotionalen Herausforderungen werden und tun das auch.
Ich kämpfe weiter, arbeite an mir und beschäftige mich mit meinen Emotionen und dem, was sie auslösen.
Ich weiß, es wird die Zeit kommen, in der ich, im besten Wortsinn, wieder am Gipfel stehen werde, den von da ist die Aussicht am schönsten.
Amore, danke dass du für mich und unsere Familie da bist.
Du hast mich immer ernst genommen, getragen, Verantwortung übernommen und Hoffnung gegeben.
Du warst geduldig und verständnisvoll.
Ich weiß, dass du mit deinen Kräften auch am Ende warst.
Ich danke dir jeden Tag für deine Liebe, Hingabe und Ausdauer.
Ich blicke positiv auf das, was kommen mag und freue mich auf Neues, aber besonders auf unseren Zwerg #3.
Marlene
All jenen die das Ähnliche erleben müssen, möchte ich sagen: Lass dir nicht alles von dir selbst gefallen !
Es wird die Zeit kommen in der die Sonne wieder für dich scheint, auch wenn du sie gerade, so weit unten im Tal, nicht siehst.
Ich wünsche euch Kraft und Menschen, die zu euch stehen.
Danke liebe Siegrid Cain für diese wundervollen Bilder.
Für mich bleibende Erinnerungen an eine sehr bewegte Zeit.
BILDER: Siegrid Cain
MAKE UP: Vanessa Althof
DRESS: daskleidsalzburg :-)
Comments